Fotos erzählen Geschichte(n) – und das nicht nur durch das Motiv und dessen Umgebung, sondern auch der physische Gegenstand an sich. Ob schwarzweiß oder Farbe, ob mit Rahmen oder ohne, mit Knicken, Gebrauchsspuren und vielleicht handschriftlichen Notizen auf der Rückseite – all das erzählt etwas über die Vergangenheit.
Natürlich kann man mit der Wahl des Bildausschnitts und intensiver digitaler Nachbearbeitung alles daransetzen, die Spuren der Vergangenheit möglichst effektiv zu beseitigen. (Sehr ausführlich beschreibt dieser Spiegel-Artikel die Ursachen und möglichen „Behandlungsmethoden“.)
Doch (nicht nur) die Historikerin in mir plädiert dafür, – gerade wenn es um Bilder der eigenen Biografie geht – den Charme der Vergangenheit nicht völlig auszuradieren. Bei Printabzügen aus den 70ern darf man ruhig nicht nur an Schlaghosen und Riesenkragen die Provenienz erkennen, sondern auch daran, dass Grün und Blau oft ausgeblichen sind. Alten Familienbildern aus den 30er und 40er Jahren darf man ihren typischen Rahmen lassen. Und mancher Riss oder fehlende Ecke zeugt davon, dass das Bild oft hervorgeholt, betrachtet und – ja, geliebt wurde.
Gegen eine sanfte Bearbeitung, wenn z.B. ein Knick direkt durchs Gesicht geht, ist nichts einzuwenden, denn so erhöht man den Informationsgehalt. Aber Spuren der Vergangenheit erkennbar zu lassen, erhöht die Authentizität der Aufnahmen und damit den Erinnerungswert. Es kann sich sogar lohnen, Beschriftungen auf der Rückseite ebenfalls zu digitalisieren – nicht nur wegen der Informationen, sondern weil sie die typische Handschrift des Schreibers wiedergeben und so an eine weitere Person erinnern (vielleicht sogar an die, die gar nicht auf dem Foto zu sehen ist, weil sie hinter der Kamera stand).
Das ist ein wirklich gelungener Schnappschuss, Emotion eingefangen, Schärfe / Unschärfe, Pünktchen. Es gibt auch Filter in Foto-Apps, die genau so etwas nachbilden sollen und die Fotos alt aussehen lassen, um ihnen mehr Charme zu verleihen, hier ist das Drumherum original.
Wenn ich mir alte Fotos anschaue, interessiert mich auch die Rückseite, da dort manchmal spannende Informationen stehen, Ort, Datum, Namen, falls sich jemand die Mühe gemacht hat. Bei ganz alten Bildern, auf welchen verschiedene Personen sind, die man teils nicht zuordnen kann, lassen sich durch Notizen teilweise einige Rückschlüsse ziehen.
Danke für Deinen Kommentar. Ja, das ist tatsächlich ein altes Foto, es stammt aus den 30er Jahren. Als die ersten Fotoapparate von Privatleuten genutzt wurden, hat man ja vor allem draußen fotografiert, da drinnen die Lichtverhältnisse in der Regel zu schlecht waren.
Die Rückseiten sind oft ein Eintauchen in alte Familiengeschichte – wenn man denn die Schrift noch lesen kann, manchmal ist es ja sogar noch Sütterlin.:-)