So wird es ein tolles Fotobuch – Der rote Faden
Bevor das Erinnerungsparadies bei einem Auftrag mit dem Fotografieren anfängt, gibt es erstmal ein ausführliches Gespräch mit dem Kunden. Dabei finden wir heraus, welches Design der Kunde mag, wer die Hauptadressaten sein werden und was das Ziel des Fotobuchs sein soll.
Okay, das hört sich vielleicht zunächst banal an – das sind doch Erinnerungen, was denn sonst? Ja schon, aber: Tatsächlich ist das Identifizieren eines Kernthemas oder eines roten Fadens fast ein Garant dafür, dass das Fotobuch hinterher auch den Erwartungen entspricht und man es gerne durchblättert. Weil es dann eine (vielleicht sogar ganz neue oder überraschende) Geschichte erzählt: über die Tierliebe der Bewohner, über die Lebensfreude der Familie, über die Hobbys des Vaters oder über das künstlerische Geschick der Mutter. Sich über die Hauptaussage(n) eines Buches im Vorfeld Gedanken zu machen, lohnt sich immer. (Auf Neudeutsch heißt das ganze Storytelling, doch Sagen, Mythen, Märchen und Geschichten erzählen die Menschen schon seit Jahrtausenden.)
Natürlich kann man bei einem Fotobuch über den letzten Urlaub einfach von Tag 1 bis Tag 14 jeden Ausflug chronologisch dokumentieren. Auch dann wird das Fotobuch noch einen Wert für diejenigen besitzen, die beim Urlaub dabei waren und sich mithilfe der Fotos an schöne Tage erinnern .
Pfiffiger aber wird es – und dann ist es auch für Freunde oder Verwandte gleich viel interessanter zum Durchblättern – wenn man sich zuvor überlegt, was den Urlaub hauptsächlich geprägt und so einzigartig gemacht hat. Vielleicht waren es die Begegnungen mit Tieren (im Wildreservat, auf der Frühstücksterrasse, im Meer oder gar in der Duschwanne)? Oder das tolle Essen (wenn man denn entsprechend Foodporn betrieben hat)? Vielleicht waren es die Begegnungen mit Menschen oder die unzähligen Sehenswürdigkeiten?
Mit ein bisschen Nachdenken (und Eintauchen in die schönen Erinnerungen) lassen sich zu jeder Reise solche Themen finden. Vielleicht auch bis zu vier oder fünf, dann kann man entsprechende Kapitel bilden. Die thematische Zusammenfassung der Bilder durchbricht die – oft doch etwas langweilige – chronologische Reihenfolge und auf einmal haben auch unangenehme Erlebnisse eine witzige Seite (wie die Kakerlake beim Thema “Begegnungen mit wilden Tieren”…).
Tipps fürs Digitalisieren von Fotos – Lass die Fotos Geschichten erzählen
Fotos erzählen Geschichte(n) – und das nicht nur durch das Motiv und dessen Umgebung, sondern auch der physische Gegenstand an sich. Ob schwarzweiß oder Farbe, ob mit Rahmen oder ohne, mit Knicken, Gebrauchsspuren und vielleicht handschriftlichen Notizen auf der Rückseite – all das erzählt etwas über die Vergangenheit.
Natürlich kann man mit der Wahl des Bildausschnitts und intensiver digitaler Nachbearbeitung alles daransetzen, die Spuren der Vergangenheit möglichst effektiv zu beseitigen. (Sehr ausführlich beschreibt dieser Spiegel-Artikel die Ursachen und möglichen „Behandlungsmethoden“.)
Doch (nicht nur) die Historikerin in mir plädiert dafür, – gerade wenn es um Bilder der eigenen Biografie geht – den Charme der Vergangenheit nicht völlig auszuradieren. Bei Printabzügen aus den 70ern darf man ruhig nicht nur an Schlaghosen und Riesenkragen die Provenienz erkennen, sondern auch daran, dass Grün und Blau oft ausgeblichen sind. Alten Familienbildern aus den 30er und 40er Jahren darf man ihren typischen Rahmen lassen. Und mancher Riss oder fehlende Ecke zeugt davon, dass das Bild oft hervorgeholt, betrachtet und – ja, geliebt wurde.
Gegen eine sanfte Bearbeitung, wenn z.B. ein Knick direkt durchs Gesicht geht, ist nichts einzuwenden, denn so erhöht man den Informationsgehalt. Aber Spuren der Vergangenheit erkennbar zu lassen, erhöht die Authentizität der Aufnahmen und damit den Erinnerungswert. Es kann sich sogar lohnen, Beschriftungen auf der Rückseite ebenfalls zu digitalisieren – nicht nur wegen der Informationen, sondern weil sie die typische Handschrift des Schreibers wiedergeben und so an eine weitere Person erinnern (vielleicht sogar an die, die gar nicht auf dem Foto zu sehen ist, weil sie hinter der Kamera stand).
Tipps zum Digitalisieren von Fotos – Grundsätzliches
Bei den Aufträgen für meine Kunden kommt sehr oft der Moment, in dem die alten Fotoalben oder Karton mit losen Fotos hervorgeholt und durchstöbert werden. Ein neues Fotobuch ist ein wunderbarer Anlass, alte Aufnahmen zu digitalisieren und in einen neuen Kontext zu setzen.
Angebote und Möglichkeiten zum Digitalisieren gibt es unzählige: Man kann zum örtlichen Fotogeschäft gehen, einen Onlineanbieter beauftragen, die Fotos selbst im Flachbettscanner einscannen oder abfotografieren – mit der Kamera oder mit dem Smartphone.
Ich stelle hier Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten vor sowie ein paar grundsätzliche Überlegungen, die man – egal, welche Technik man wählt – zuvor anstellen sollte. Dabei beziehen sich meine Erfahrungen ausschließlich auf die Arbeit mit Printabzügen. Mit dem Scannen von Negativen oder Dias habe ich keine Erfahrungen, da ich auch nicht die entsprechende Ausrüstung habe. Da kann ich nur den Gang zum Profi empfehlen.
1. Grundsätzliche Überlegungen
Nimmt man sich das Projekt “Fotodigitalisierung” vor, ist man häufig zunächst erschlagen von der Fülle der Fotos und dem spontanen Gedanken “ach, das mache ich, wenn ich in Rente bin”. Und das erneute Beiseitepacken der Alben ist in diesem Moment auch völlig in Ordnung. 🙂
Denn zunächst sollte man sich Gedanken machen, welchen Zweck man eigentlich mit der Digitalisierung erreichen möchte. Sollen die Familienmitglieder und deren “Werdegang” thematisiert werden oder lieber die Feste, die gemeinsam gefeiert wurden? Waren Urlaube immer das Lebenselixir für die Familie? War der Vater besonders stolz auf sein Auto? Sollen die eigenen Kinder mal die Familiengeschichte nachvollziehen können? Hier ist es sinnvoll, verschiedene Stichworte festzulegen, nach denen man die Fotos durchforsten und sortieren möchte. (Welche Stichworte das sind, ist individuell verschieden und hängt stark davon ab, welcher individuelle Wert welchen Fotos zugesprochen wird.)
Und ja, jetzt kommt die Mammutarbeit: Alle Fotos einmal durchsehen und mit den entsprechenden Stichworten kennzeichnen. Ja, das ist vermutlich nicht in ein paar Stunden erledigt. ABER: Die investierten Stunden sind sehr wertvoll. Sie nehmen uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit und wecken sehr oft schöne Erinnerungen. Also: Diese Arbeit nicht als lästiges „ich sollte mal“, sondern als freudiges „ich darf nochmal“ angehen.:-)
Mit der Kategorisierung erfolgt zugleich die Entscheidung, welche Fotos digitalisiert werden sollen. (Und dies hat dann direkte Auswirkungen auf den späteren – häufig gar nicht mehr so hohen Arbeitsaufwand.)
Faustregel: Je älter Fotos sind, desto eher empfiehlt es sich, die Auswahl auf die schönste oder typischste Aufnahme einer Situation zu beschränken. Denn mit immer größerem Abstand sinkt die emotionale Bindung und Bedeutung einer Aufnahme und es besteht eher die Gefahr, zu wiederholen und zu langweilen. Deshalb sollte man durchaus Mut zur Lücke haben und nur die schönsten Aufnahmen auswählen oder die Schnappschüsse, die symbolisch für ein Ereignis stehen. Fotos, die zu gar keinem vorher als relevant identifizierten Thema passen, fallen raus. (Es sei denn, es stellt sich beim Betrachten heraus, dass das Motiv einem doch etwas zu sagen hat. Dann gibt es vielleicht noch ein neues Stichwort.:-)
Im Umkehrschluss gilt: Je aktueller ein Ereignis ist, desto mehr Fotos kann man zunächst aufbewahren – vielleicht braucht man gerade diesen Schnappschuss auch nochmal, z.B. für eine Würdigung zum 60. Geburtstag oder für eine Hochzeit.
Ist diese Arbeit erledigt, beginnt die eigentliche Digitalisierung. Und die Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten stelle ich in einem der nächsten Beiträge vor.
So wird es ein gelungenes Fotobuch – Bildauswahl
Fotobücher sind eine tolle Erfindung: Sie sind in Haptik und Gestaltung sowie den Möglichkeiten, verschiedenste Bildformate, Grafiken und sogar längere Texte zu verbinden, dem geklebten Album haushoch überlegen. Und man kann beliebig viele Exemplare derselben Version drucken lassen. Umso wichtiger ist es, dass das Ergebnis auch wirklich gefällt.
Am Beispiel eines Fotobuchs über den letzten Urlaub gibt es heute 7 Tipps rund um die gelungene Bildauswahl fürs Erinnerungsbuch:
- Weniger ist mehr: Gerade bei der Dokumentation des letzten Urlaubs ist es verführerisch, einfach den kompletten Bilderordner auszuwählen und die Software machen zu lassen – in wenigen Sekunden ist ein komplettes Buch gefüllt. Doch lohnt es sich, hier Zeit zu investieren, und im Vorfeld die schönsten Aufnahmen auszuwählen oder nur die Schnappschüsse, die symbolisch für das gesamte Gefühl des Urlaubs stehen.
- Toller Nebeneffekt dieser Vorarbeit: Durch die intensive Beschäftigung und Nachbereitung ist der Urlaub im Gedächtnis erneut sehr präsent. Im besten Fall wird der Erholungseffekt verlängert, wenn man nochmals die schönen Erlebnisse Revue passieren lässt. Also: Diese Arbeit nicht als lästiges “ich sollte mal”, sondern als freudiges “ich darf nochmal” angehen.:-)
- Pars pro Toto: Generell empfiehlt es sich, die eigenen Fotos von Zeit zu Zeit auszumisten (auch wenn es okay ist, verschiedene Perpektiven desselben Motivs aufzuheben, um sie digital zu archivieren). Aber im Fotobuch genügt häufig eine, die schönste oder typischste Aufnahme einer Situation als Erinnerungsanker.
- Die Ausnahme von Regel 3: Das Highlight des Urlaubs darf und soll gerne mehr Raum einnehmen. So werden die positiven Gefühle, die man mit diesem Ereignis verbindet, verstärkt und es bekommt im Buch und in der Erinnerung genau den Platz, den es verdient hat.
- Abwechslung tut gut: Der Wechsel zwischen ausführlicher Dokumentation und raschem Bildwechsel erhöht den Spaß beim späteren Durchblättern.
- Details und Totalen wechseln: Die Spannung zwischen ganz nah und Überblick belebt jedes Fotobuch. Das Auge kann mal in der Weite spazieren gehen, mal sich mit Feinheiten beschäftigen. Das wird unterstützt durch
- Größe der Bilder variieren: Verschiedene Bildgrößen sollte man nicht nur durch Hoch- und Querformat bestimmen lassen. Die vielen Bearbeitungsmöglichkeiten der Bilder laden dazu ein, mit Ausschnitt und Format (gerne auch mal besonders schmal oder als Panoramamotiv) zu spielen. Die Auflösung der meisten heutigen (Handy)Kameras gibt es heute her, dass auch Ausschnitte noch recht groß veröffentlicht werden können.