Arbeitskleidung?!

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Ernsthaft? Ist es nicht völlig egal, was Fotograf*innen anhaben, sie stehen doch eh hinter der Kamera?!

Tatsächlich mag die Kleidung in vielen Aufnahmesituationen keinen großen Unterschied machen, aber in manchen eben schon – und dann ist es gut, darauf vorbereitet zu sein. Denn Kleidung erfüllt vor allem drei Funktionen: Sie soll vor der Umwelt (z.B. Kälte, Sonne, Kinderbrei am falschen Ort) schützen, die Träger*innen gut aussehen lassen und der Außenwelt etwas über die Person verraten (Geschlecht, Beruf, Lebenseinstellung).

Wenn ich zum ersten Mal einen neuen Kunden treffe, um mit ihm seine Wünsche und Erwartungen zu besprechen, geht es zunächst vor allem um meine Rolle und Fähigkeiten als Dienstleister. Ich möchte direkt das Vertrauen den Kunden in meine Fähigkeiten gewinnen, denn schließlich geht es bei der Fotografie eines kompletten Hauses auch um sehr persönliche Bereiche des eigenen Lebens.
Und da ich bei der kompetenten Stilpsychologin Stefanie Sauer-Bloch gelernt habe, dass besonders hohe Farbkontraste in der Kleidung (man denke nur an den protestantischen Talar oder den klassischen Büroanzug) Kompetenz vermitteln, achte ich bei meiner Kleidung darauf, mein professionelles Erscheinen damit dezent zu unterstützen.

Anforderungen beim Shooting

Zugleich folgt auf den Kennenlern- und Beratungsteil auch häufig direkt das eigentliche Fotoshooting, um achtsam mit den gemeinsamen Zeitressourcen umzugehen.

Ein besonderer Reiz in meinen Bildbänden über Häusern besteht in ungewohnten Bildperspektiven. Gerade im eigenen Haus benutzt man meist nur wenige, immer gleiche Wege und hat dementsprechend nur ausgewählte Ansichten im Kopf. Mit der Kamera erfasse ich nicht nur systematisch die Räume aus allen Ecken (auch denen, in die man eher selten bis gar nicht geht), sondern suche auch besondere Details und ungewöhnliche Perspektiven. Dabei begebe ich mich auch regelmäßig auf die Knie.
Und so komme ich zum nächsten Punkt meiner Arbeitskleidung: eine robuste Hose, die auch mal feuchtes Gras oder eine staubige Zimmerecke verzeiht. Und auch die Schuhe sollten verschiedenste Körperhaltungen mitmachen und stoßfeste Kappen haben. Ich habe mir schon mal ein Paar Kunstlederschuhe bei ausgiebigen Arbeiten auf rauem Teppichboden ruiniert.

Schließlich kommt es beim Dokumentieren der Einrichtung immer mal wieder vor, dass Bilder hinter Glas hängen oder Möbelstücke extrem polierte Oberflächen haben. Um mir hier die (Nach)Bearbeitung zu erleichtern und mein Spiegelbild möglichst unsichtbar zu machen, ziehe ich deshalb beim Häuser-Fotografieren immer ein dunkles Oberteil an – meist sogar mit einem dunklen Schal, um den hellen Hals zu verstecken. Wenn ich also zuvor im Kundengespräch z.B. noch eine helle Strickjacke über dem dunkelblauen Shirt getragen habe, ziehe ich diese während des Shootings aus.

So erfüllt meine Arbeitskleidung als Erinnerungsretterin vor allem den ersten und letzten Punkt von Kleidung – und ist damit doch wichtiger als im ersten Moment vielleicht gedacht. Und wenn ich dabei noch eine einigermaßen gute Figur mache, ist das das Tüpfelchen auf dem i.:-)

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