Bei den Aufträgen für meine Kunden kommt sehr oft der Moment, in dem die alten Fotoalben oder Karton mit losen Fotos hervorgeholt und durchstöbert werden. Ein neues Fotobuch ist ein wunderbarer Anlass, alte Aufnahmen zu digitalisieren und in einen neuen Kontext zu setzen.
Angebote und Möglichkeiten zum Digitalisieren gibt es unzählige: Man kann zum örtlichen Fotogeschäft gehen, einen Onlineanbieter beauftragen, die Fotos selbst im Flachbettscanner einscannen oder abfotografieren – mit der Kamera oder mit dem Smartphone.
Ich stelle hier Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten vor sowie ein paar grundsätzliche Überlegungen, die man – egal, welche Technik man wählt – zuvor anstellen sollte. Dabei beziehen sich meine Erfahrungen ausschließlich auf die Arbeit mit Printabzügen. Mit dem Scannen von Negativen oder Dias habe ich keine Erfahrungen, da ich auch nicht die entsprechende Ausrüstung habe. Da kann ich nur den Gang zum Profi empfehlen.
1. Grundsätzliche Überlegungen
Nimmt man sich das Projekt „Fotodigitalisierung“ vor, ist man häufig zunächst erschlagen von der Fülle der Fotos und dem spontanen Gedanken „ach, das mache ich, wenn ich in Rente bin“. Und das erneute Beiseitepacken der Alben ist in diesem Moment auch völlig in Ordnung. 🙂
Denn zunächst sollte man sich Gedanken machen, welchen Zweck man eigentlich mit der Digitalisierung erreichen möchte. Sollen die Familienmitglieder und deren „Werdegang“ thematisiert werden oder lieber die Feste, die gemeinsam gefeiert wurden? Waren Urlaube immer das Lebenselixir für die Familie? War der Vater besonders stolz auf sein Auto? Sollen die eigenen Kinder mal die Familiengeschichte nachvollziehen können? Hier ist es sinnvoll, verschiedene Stichworte festzulegen, nach denen man die Fotos durchforsten und sortieren möchte. (Welche Stichworte das sind, ist individuell verschieden und hängt stark davon ab, welcher individuelle Wert welchen Fotos zugesprochen wird.)
Und ja, jetzt kommt die Mammutarbeit: Alle Fotos einmal durchsehen und mit den entsprechenden Stichworten kennzeichnen. Ja, das ist vermutlich nicht in ein paar Stunden erledigt. ABER: Die investierten Stunden sind sehr wertvoll. Sie nehmen uns mit auf eine Reise in die Vergangenheit und wecken sehr oft schöne Erinnerungen. Also: Diese Arbeit nicht als lästiges „ich sollte mal“, sondern als freudiges „ich darf nochmal“ angehen.:-)
Mit der Kategorisierung erfolgt zugleich die Entscheidung, welche Fotos digitalisiert werden sollen. (Und dies hat dann direkte Auswirkungen auf den späteren – häufig gar nicht mehr so hohen Arbeitsaufwand.)
Faustregel: Je älter Fotos sind, desto eher empfiehlt es sich, die Auswahl auf die schönste oder typischste Aufnahme einer Situation zu beschränken. Denn mit immer größerem Abstand sinkt die emotionale Bindung und Bedeutung einer Aufnahme und es besteht eher die Gefahr, zu wiederholen und zu langweilen. Deshalb sollte man durchaus Mut zur Lücke haben und nur die schönsten Aufnahmen auswählen oder die Schnappschüsse, die symbolisch für ein Ereignis stehen. Fotos, die zu gar keinem vorher als relevant identifizierten Thema passen, fallen raus. (Es sei denn, es stellt sich beim Betrachten heraus, dass das Motiv einem doch etwas zu sagen hat. Dann gibt es vielleicht noch ein neues Stichwort.:-)
Im Umkehrschluss gilt: Je aktueller ein Ereignis ist, desto mehr Fotos kann man zunächst aufbewahren – vielleicht braucht man gerade diesen Schnappschuss auch nochmal, z.B. für eine Würdigung zum 60. Geburtstag oder für eine Hochzeit.
Ist diese Arbeit erledigt, beginnt die eigentliche Digitalisierung. Und die Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten stelle ich in einem der nächsten Beiträge vor.