Heute war ich mal wieder draußen (der erste Schnee dieses Winters ist gefallen), um meine Behauptung, dass Winterzeit Fotozeit ist, zu untermauern.
Und ja, der Schnee ist ein Zauberer! Für Fotografen ist die geschlossene Schneedecke ein Geschenk, um verschiedene Einstellungen, Blenden und Belichtungen auszuprobieren.
Es gibt nicht so viele Farben, die ablenken, und der Schnee reflektiert gut das Licht, sodass auch im Schatten spannende Aufnahmen möglich sind. Die tiefstehende Sonne ermöglicht reizvolle Gegenlichtaufnahmen. Hier ein paar Beispiele meiner heutigen Ausbeute (gemacht habe ich 400 Aufnahmen, die erste Sichtung haben 250 überstanden und davon werde ich vielleicht 10 für verschiedene Projekte tatsächlich verwenden). Hier und heute geht es um Erfahrungen mit Belichtungszeit und Wahl des Standorts für das Foto:
Warum überhaupt Fotobücher?
Eigentlich wissen wir es längst – Fotos sind die besten Erinnerungsanker überhaupt. Vom Urlaub, der letzten Familienfeier, den ersten Schritten der Kinder und dem mitreißenden Musikkonzert machen wir selbstverständlich Bilder. Nicht umsonst gibt es den Spruch „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, und mit modernen Smartphones haben auch spontane Schnappschüsse eine überzeugende Qualität.
60 Prozent aller Sinneseindrücke, die unser Gehirn in jedem wachen Moment verarbeitet, sind visuell (obwohl das Auge nur eins von fünf Sinnesorganen ist).
Kein Wunder, dass wir in Bildern denken. Auch mit Texten, die nur abstrakt und allgemein über Niederschlag und Erziehungsberechtigte schreiben, tun wir uns schwerer, als wenn wir von Regen und Eltern lesen. Denn letzteres erzeugt sofort Bilder im Kopf.
Auch wenn die Gehirnforschung heute weiß, dass Gerüche und Geschmäcker direkter ins Gehirn gelangen (und somit auch starke Auslöser für Erinnerungen sein können, bekannt als Proust- oder Madelaine-Effekt), sind Fotos in Handhabung und Verfügbarkeit Gerüchen und Geschmacksrichtungen weit überlegen (und manchmal ist man ja auch ganz dankbar, nicht jeden Geruch von früher auch direkt in der Nase zu haben).
Diese Vorteile von visuellen Erinnerungsstücken nutzt das Fotobuch und darüber hinaus noch weitere, die mit dem spezifischen Medium Buch zu tun haben.
Denn: Ein Buch, zumal als gebundenes Exemplar, strahlt eine gewisse Wertigkeit aus. Auch wenn Bücher seit den Skriptorien der Mönche und der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg immer erschwinglicher geworden sind, sind sie nicht so schnellebig wie Zeitschriften.
Der Digitaldruck macht es möglich, selbst Bücher mit einer Auflage von einem Exemplar bezahlbar zu produzieren. Die Haptik und Anmutung eines hochwertigen Mediums ist verbunden mit einer großen Robustheit, die auch häufiges Umblättern ohne größeren Verschleiß ermöglicht. Dabei besteht keine Gefahr, dass die Fotos verknicken, ablösen oder sich – bei zu großzügigem Einsatz von Klebstoff – fleckig verfärben.
Darum also Fotobücher.
Und warum Fotobücher über Häuser?
Unsere eigenen vier Wände, auch wenn sie kein Palast oder preisgekrönte Architektur sind, verdienen eine Würdigung und Wertschätzung. Denn über Jahrzehnte waren sie unser Heimathafen und unsere Partylocation, Rückzugsort und Startrampe fürs Leben.
In vergessenen Ecken hängen noch die krakeligen Bilder aus dem Kindergarten, im Regal verstauben die Muscheln vom ersten Urlaub ohne Eltern, und auf dem Gästesofa wartet noch der Teddybär von Tante Gerda. Das alles kann man nicht mitnehmen und aufheben, irgendwann ist jedes Haus voll.
Und so hoch der persönliche und ideelle Wert sein mag – in Tausenden anderen Häusern sitzen ähnliche Kuscheltiere, dokumentieren Kinderbilder die pädagogische Arbeit in Kindergärten vergangener Jahrzehnte. Fürs Museum oder Archiv taugt deshalb das Wenigste.
Aber die Szenen auf einem Foto festzuhalten, das kann man. Ergänzt um die entsprechende Info und in Bezug gesetzt zum in die Jahre gekommenen Jugendzimmer, zum alten Familienschrank, bleibt es ein starker Erinnungsanker. Der Abschied fällt leichter, wenn den Stücken, die mal eine wichtige Bedeutung hatten im Leben, ein visuelles Denkmal gesetzt wird. Sie werden nicht herzlos vom Sockel gestoßen, sondern behalten ihren Platz in der Erinnerung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Und wenn mit dem Alter vielleicht die Erinnerungslücken größer werden und das Vergangene näher zu sein scheint als das Gegenwärtige, hilft solch ein Buch sogar den Angehörigen oder Pflegekräften. Sie erhalten mehr Informationen über das Gegenüber und können leichter Anknüpfungspunkte für Gespräche finden. So wirkt ein Fotobuch übers eigene Haus noch über Jahre hinaus.